Bensheim. Die GGEW AG veröffentlicht die wichtigsten Kennzahlen aus dem vergangenen Jahr. Im ersten Jahresbericht des Konzerns nach der Fusion mit der ENERGIERIED GmbH & Co. KG stellt sich das wirtschaftlich solide aufgestellte Unternehmen vor und gibt Einblicke in die strategische Ausrichtung für zukünftige Herausforderungen. Mit einer Ausschüttung von 3,8 Mio. Euro an die kommunalen Anteilseigner konnte bereits im ersten Jahr nach der Fusion ein positives Ausrufezeichen gesetzt werden.
Historisches Jahr 2023 – Neue Synergien für die Region
Das zentrale Ereignis des zurückliegenden Jahres war die Fusion der GGEW AG mit der ENERGIERIED GmbH & Co. KG mit Sitz in Lampertheim. „Die gelungene Fusion stellt einen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens dar, den man ohne Übertreibung als historisch bezeichnen darf“, beschreibt Carsten Hoffmann, Vorstand der GGEW AG, das Ergebnis vieler Gespräche auf Augenhöhe. Mit diesem zukunftsweisenden Schritt wuchs nicht nur die Belegschaft der GGEW von 258 Mitarbeitenden im Jahr 2022 auf 313. Zusätzlich kann der Versorger seinen Service mit dem dazugewonnenen Standort am Wilhelm-Herz-Ring 9 in Lampertheim um ein weiteres Kundencenter mit modernen Arbeitsplätzen erweitern. Durch die Fusion der GGEW mit der Energieried kamen zudem weitere Netzgebiete in das Gebiet der GGEW dazu. Die GGEW versorgt nun 180.000 Einwohner.
Kommunale Wärmeplanung und Dekarbonisierung
Große Herausforderungen stehen für Kommunen, aber auch die Energieversorger an. Die prozessualen und unternehmerischen Synergien aus der Fusion unterstützen die GGEW und ihre kommunalen Anteilseigner dabei. Wie, das weiß Frank Kaus, bis zur Fusion Geschäftsführer der ENERGIERIED und seither in neuer Funktion in der Geschäftsleitung der GGEW aktiv: „Die Wärmewende an der Bergstraße kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern hängt eng mit der Dekarbonisierungsstrategie der GGEW zusammen.“ Diese, ergänzt Kaus, werde im Detail noch im Jahr 2024 vorgestellt und ziele darauf ab, sowohl das Strom- als auch das Gas- und Wärmenetz vollumfänglich mit Energien aus erneuerbaren Quellen versorgen zu können. Im „Konvoi“, also durch das Bündeln der kommunalen Wärmeplanung mehrerer Kommunen in der Region, könne man die notwendigen Investitionen möglichst klein halten und am besten von den neuen Synergien profitieren. Die Energiewende verändert vieles, aber eines bleibt: „Natürlich unterstützen wir weiterhin Veranstaltungshighlights wie die Spargelwanderung und Stadtfeste, aber auch regionale Vereine und Institutionen in den Bereichen Bildung, Kultur, Sport und Umwelt. So tragen wir als Versorger vor Ort einen großen Teil zu der hohen Lebensqualität in der Region bei,“ schließt Carsten Hoffmann an.
Erneuerbare? Ausbauen!
Damit der Anteil an Energie aus erneuerbaren Quellen steigt, müssen diese vermehrt ausgebaut werden. Die GGEW verfolgt eben dieses Ziel. Mit mittlerweile 45 Windkraftanlagen und 40 Photovoltaik-Anlagen zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2023 leistet die Palette an grünen Erzeugungsanlagen der GGEW ganze 120,98 MW und erzeugte im vergangenen Jahr 262.243.996 Kilowattstunden Grünstrom – weitere Erzeugungsanlagen folgten bereits im Jahr 2024. Mit dem im letzten Jahr erzeugten Strom wurden 157.346 Tonnen CO2 eingespart und rechnerisch etwa 87.415 Haushalte versorgt. Dass die bisher verfolgte Strategie der richtige Weg ist, bekräftigt Florian Grob, Bereichsleiter Erneuerbare Energien der GGEW: „Um die grüne Strommenge unseres Erzeugungsportfolios weiter zu erhöhen, forcieren wir die Umsetzung neuer Windparks und zusätzlicher PV-Projekte – vor allem in der Region mit dem Ziel, all unsere Kunden und Bürger rechnerisch mit 100 Prozent grüner Energie aus unserem eigenen Erzeugungsportfolio versorgen zu können. Die Energiewende erfolgt dabei dezentral vor Ort gemeinsam mit den Kommunen und Bürgern. Auch verbleibt damit ein Großteil der Wertschöpfung in der Region.“
Innovationen leben
Der Ausbau der Erneuerbaren zeigt sich auch in den Zahlen der Netzanschlussbegehren privater oder gewerblicher Photovoltaik-Anlagen im Netz der GGEW: „Die Zahl der Inbetriebnahmen hat sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 mehr als verdoppelt“, resümiert Uwe Sänger, Technischer Bereichsleiter der GGEW. Mehr als 2.000 neue Photovoltaik-Anlagen seien im Netzgebiet der GGEW im Jahr 2023 dazugekommen. Doch auch eigene Projekte, wie die Überdachung des Mitarbeiterparkplatzes der GGEW mit PV-Modulen, standen auf der Agenda im Bereich Technik. „In Bensheim-Fehlheim konnten wir zudem weitere Häuser an unser Nahwärmenetz schließen“, erklärt Sänger. Durch das Bockheizkraftwerk, dem Herzen des Wärmenetzes, kann dezentral Wärme und Strom erzeugt werden. Indem das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Anwendung findet, arbeitet das Mini-Kraftwerk hocheffizient und klimaschonend. Zudem seien derzeit finale Arbeiten an der Wärmerückgewinnungsanlage im Basinus-Bad in den letzten Zügen. „Darüber werden wir natürlich im nächsten Jahr ausführlicher berichten“, verspricht Sänger.
Preise sinken, Servicequalität steigt
Für die Kundinnen und Kunden hält die GGEW weitere Neuigkeiten parat: „Wir können ab dem Jahr 2025 wieder deutlich günstigere Preise anbieten“, verspricht Rainer Babylon, Bereichsleiter Vertrieb und Services. Zudem sei der Kundenservice weiter verbessert worden. „Wir haben im letzten Jahr eine Kundenumfrage gestartet und die Ergebnisse nun in konkrete Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt.“ Neben diversen Angeboten auf der Website und der persönlichen Beratung in den Kundencentren in Bensheim und Lampertheim komme in Kürze die GGEW App hinzu. „Mit der App können unsere Kunden auf dem Laufenden bleiben und einige Prozesse, etwa die Eingabe des Zählerstandes, selbst durchführen“, erklärt Babylon.
Kommunikation auf Augenhöhe
Damit diese Vorhaben auch fruchten, ist es nötig, diese zu erklären. Dies ist das ausgeschriebene Ziel von Simone Marder, Bereichsleiterin Marketing & Kommunikation der GGEW. „Als Marketing- und Kommunikationsabteilung sind wir nicht nur Sprachrohr der GGEW, sondern verstehen uns auch als Vermittler.“ Gerade die letzten Jahre, in denen gesetzliche Vorgaben kurzfristig umgesetzt werden mussten, war der Bedarf an gut aufbereiteten Informationen für ein großes Publikum groß. „Deshalb setzen wir auf ein breit aufgestelltes Kommunikationsangebot, durch das wir möglichst alle in unserem Einzugsgebiet ‚abholen‘ wollen.“
Kennzahlen und wirtschaftlicher Verlauf
Mit einem Umsatz in Höhe von 242,4 Mio. Euro konnte die GGEW den des Vorjahres (225,0 Mio. Euro) steigern – trotz anhaltender Volatilität an den Energiehandels- und Beschaffungsmärkten. Im Vergleich zum Jahr 2022 reduzierte sich die Stromabgabemenge von 493 Mio. kWh auf 345 Mio. kWh im Jahr 2023. Auch bei der Gasabgabe lässt sich ein Rückgang erkennen. Waren es im Jahr 2022 noch 1.084 Mio. kWh, wurden im Jahr 2023 725 Mio. kWh abgenommen. Stabil geblieben ist die Wasserabgabe. Wie im Vorjahr waren es 2023 3,0 Mio. m3 Trinkwasser. Eine deutliche Steigerung konnte bei der Zahl der Badegäste festgestellt werden. Ohne Renovierungsarbeiten während des Badebetriebs und pandemiebedingte Schließzeiten genossen insgesamt 380.730 Menschen den Besuch im Basinus-Bad (inkl. Badesee). Das Ergebnis aus dem Vorjahr mit 324.357 Gästen konnte deutlich übertroffen werden.
Bereits im ersten Jahr nach der Fusion zeigten sich erste positive Effekte für die gesamte Region. So könne man neben der Dividende eine regionale Wertschöpfung von 14 Mio. Euro aus Steuern, Konzessionsabgaben und der Beauftragung lokaler Unternehmen zur Wirtschaftskraft der Region beisteuern. „Das Jahr 2023 verdeutlich wieder einmal, dass sich der kraftvolle Ausbau in die erneuerbaren Energien auch wirtschaftlich lohnt. Unsere Anlagen erwirtschaften einen substanziellen Beitrag zur Dividende und machen das Geschäftsmodell robust gegenüber Marktschwankungen“, fasst Hoffmann zusammen. Weitere Anlagen, insbesondere der geplante Ausbau der Photovoltaik-Freiflächenanlagen von rund 40 MW in der Region zur Versorgung von rund 14.000 Haushalten, werden derzeit geplant und zum Teil bereits umgesetzt.
„Alles in allem“, resümiert Hoffmann, „blicken wir auf ein ordentliches Jahr 2023 zurück. Es zeigt sich einmal mehr, dass unsere kraftvollen Investitionen in die Erneuerbare Energie unserem Geschäftsmodell eine hohe Stabilität geben“, schließt Hoffmann.