Herr Kaus, die kommunale Wärmewende ist in aller Munde. Was hat die GGEW damit zu tun?
Grundsätzlich ist die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung die hoheitliche Aufgabe der jeweiligen Kommune. In unserem Versorgungsgebiet befinden sich ausschließlich Kommunen mit einer Bevölkerung von unter 100.000 Einwohnern, für die die kommunale Wärmeplanung bis zum Juni 2028 abgeschlossen werden muss. In Großstädten über 100.000 Einwohner muss die kommunale Wärmeplanung bereits im Jahr abgeschlossen werden Durch die unterschiedliche Besiedlung und Bebauung haben wir andere Anforderungen und Bedingungen für die Planung als Großstädte. Deshalb bieten wir uns schon jetzt als Unterstützer bei der Konzeption und Umsetzung der Wärmeplanung an. Mit den südhessischen Kommunen werden wir das „Bergsträßer
Wärmenetzwerk“ gründen, um eine gemeinsame Diskussionsplattform für dieses wichtige Thema zu schaffen.
Können Sie mit dem bereits gesammelten Wissen vorausdeuten, wie die Wärmewende in unserer Region aussehen wird?
Wir haben im letzten Jahr ein Strategieprojekt zur Dekarbonisierung unserer Energienetze gestartet. Die Ergebnisse werden in unsere Energie- und Wärmewende und die kommunale Wärmeplanung einfließen. Derzeit finden viele Sondierungsarbeiten und Überlegungen statt. Geothermie und Großwärmepumpen im Rhein könnten einen wichtigen Beitrag zur Wärmegrundlast leisten. Darüber hinaus werden die Ausbaupotenziale von Wind- und Photovoltaikanlagen sowie die Nutzung von Wasserstoff und dezentrale Wärmepumpen für Gebäude oder Quartiere untersucht, um hier nur die wesentlichen erneuerbaren Potenziale in unserer Region zu nennen. Doch zum aktuellen Zeitpunkt sind wir noch in der Analyse- und Konzeptionsphase und erarbeiten Modelle, um herauszufinden,was die idealen Lösungen und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen für unsere Region sein werden.
Wie sehen diese Modelle aus?
Wir sammeln momentan zum Beispiel viele Netz-Daten und modellieren in einem digitalen Zwilling mögliche Szenarien. Ein digitaler Zwilling spiegelt ein vorhandenes System in der digitalen Welt. Mit Hilfe von vorhandenen Daten können wir Simulationen erstellen und diese Erfahrungen dann in die Planung unseres Vorhabens in der analogen Welt einfließen lassen. Ein Blick in verschiedene Zukünfte also, die sich je nach veränderten Stellschrauben verändern lassen und für die „richtige“ Welt adaptiert werden können.
Welche Aufgaben kommen auf die GGEW zu?
Zum einen wollen wir uns als Dienstleister für die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung anbieten. Unabhängig davon wollen wir in absehbarer Zukunft unsere gesamten Netze
dekarbonisieren – also ausschließlich Energie durch unsere Netze leiten, die erneuerbaren Ursprungs ist. Unsere Dekarbonisierungsstrategie bildet dabei die Basis für die Zielnetzplanung unserer Strom-, Erdgas-, Wasserstoff- und Wärmenetze sowie die Erzeugungsstrategien und wird auch in die kommunale Wärmeplanung einfließen. Dadurch können die effizientesten und effektivsten Investitionsentscheidungen getroffen werden, um das politische Ziel der Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 oder früher zu erreichen. Diese Dekarbonisierungsstrategie ist unabdinglich für die Wärmewende. Deshalb wollen wir sie noch in diesem Jahr präsentieren.
Vielen Dank für das Gespräch!