DIE DREI WICHTIGSTEN ASPEKTE BEIM AUSBAU DER ERNEUERBAREN: FLÄCHE, FLÄCHE, FLÄCHE.

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Seit vielen Jahren betreibt die GGEW AG ausschließlich Erzeugungsanlagen, die Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Bis heute ist das fast schon ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens. Wobei es nicht nur darum geht, die physikalische Stromproduktion in der Region zu halten, sondern auch die Wertschöpfung. Wir sprechen mit Florian Grob, Bereichsleiter Erneuerbare Energien der GGEW, über den Stand der Dinge und spannende Projekte der Zukunft.
Der hybride Solarpark in Wald-Michelbach.

Schwache Sonne, starker Wind

Auf unsere Eingangsfrage, wie das vergangene Geschäftsjahr sich in Sachen erneuerbare Energien entwickelt hat, reagiert Grob mit einem Lächeln. „Gut“, sagt er. Wir erfahren, dass die erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr in der Summe ein gutes Jahr hatten. Wohlgemerkt: in der Summe. Denn während die Sonne und damit die Stromgewinnung aus Solaranlagen etwas schwächelte, war der Ertrag an Windenergie dafür umso erfreulicher. Grob vermochte sich nicht an ein Jahr zu erinnern, in dem beide Erneuerbaren schwache Ergebnisse eingefahren haben. Zwar ist derzeit der Anteil der Windenergie im Portfolio der GGEW noch größer als der der Solarenergie. Man sei aber dabei, den PV-Anteil weiter zu erhöhen, versichert Grob.

Zahlreiche Projekte in der Pipeline

PV-Projekte haben einen zeitlichen Vorlauf zwischen Planung und Realisierung. Oft müssen Flächennutzungspläne und Bebauungspläne geändert werden. Die notwendige Bauleitplanung ist aufzusetzen und Bauanträge sind zu stellen. Florian Grob zeigt sich erfreut über eine Vielzahl von Projekten, die angeschoben wurden, kurz vor der Realisierung stehen oder bereits in Betrieb genommen werden konnten. Dazu gehören eine 6,2 MWp starke PV-Freiflächenanlage in Lampertheim, die derzeit im Bau ist. In Bürstadt steht die Realisierung eines Projekts mit etwa 16 MWp bevor. Wobei Grob bei Letzterem darauf hinweist, dass gerade dieses Vorhaben große Zustimmung in der Kommune gefunden hat. Und in Laudenbach, knapp jenseits der hessischen Landesgrenze zu Baden-Württemberg, sind die Nutzungserträge für eine weitere bis zu 7 MWp starke PV-Anlage unterschrieben worden.

Was Grob aber besonders freut, ist die Tatsache, dass auch im heimischen Bensheim ein Projekt vergleichbarer Größenordnung auf einem guten Weg zur Realisierung ist. Bei allen beschriebenen Projekten handelt es sich um Freiflächenanlagen.

Der Leuchtturm von Bensheim

Wie schaut es bei Dachflächenanlagen aus? Florian Grob hat auf diese Frage nur gewartet. Denn auch da gibt es Positives zu vermelden. Und zwar aus der Aktionärskommune Bensheim. Den Ortsansässigen wird die Adresse Berliner Ring etwas sagen. Denn das Projekt ging durch die Medien. Dort ist vor Kurzem ein 10.000 Quadratmeter großer Gewerbe-Neubau entstanden. Die GGEW hat die Dachfläche vom Eigentümer gepachtet und darauf eine PV-Anlage mit 2.226 Modulen und einer Leistung von 968 kWp installiert. Die GGEW betreibt die Anlage selbst und verkauft den Strom an den Mieter des Gebäudes, ein Logistik-Center für die Pharmabranche, das große Lagerräume jahrein, jahraus auf einer konstanten Temperatur halten muss. Die gesamte Klimatisierung läuft strombasiert und wird zu rund 30 Prozent mit dem Strom aus der PVAnlage auf dem Dach versorgt. Wobei keine Netzentgelte und keine Stromsteuer anfallen. Der gewerbliche Mieter bezieht den Strom vom Dach zu langfristig gesicherten Konditionen. Das gibt ihm optimale Planbarkeit. „Damit erreichen wir den wirtschaftlich günstigen Effekt einer Strompreisbremse für unseren Kunden. Das ist unser erstes Erneuerbaren-Projekt mit einer direkten Lieferbeziehung zwischen der Anlage und dem Kunden. Das wird eine zunehmend bedeutende Rolle beim künftigen Ausbau der erneuerbaren Energien spielen“, erklärt Florian Grob, Bereichsleiter Erneuerbare Energien GGEW AG.

Ein Konzept, von dem alle profitieren

Ein echtes Leuchtturmprojekt für jene Art dezentralisierter Energieversorgung, die die GGEW für zukunftsweisend hält. „Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende spielt sich hauptsächlich in den regionalen Energienetzen ab, nicht nur in den Hochspannungsnetzen“, erklärt Florian Grob, Bereichsleiter Erneuerbare Energien GGEW, und fährt fort: „Das klare Ziel lautet dabei: Strom aus der Region – für die Region. Vor Ort erzeugter Strom soll auch vor Ort verbraucht werden.“ Hinzu kommt in diesem Fall, dass nach Aussage des Mieters das Logistikzentrum dadurch klimaneutral betrieben wird. Ein Grund mehr, warum für Florian Grob diese mit 968 Kilowattpeak größte PV-Dachflächenanlage in Bensheim beispielhaft ist für das, was die GGEW Unternehmern und Gewerbetreibenden anbieten möchte, die neu bauen oder ihren Bestand gerade sanieren. Sein Appell: „Überlasst uns eure Dachfläche für ein Entgelt und einen Zeitraum von 20 Jahren plus X und nehmt uns die darauf produzierte Strommenge ab. Ihr erhaltet günstigen Strom und dazu Preissicherheit über viele Jahre!“

Auch beim Wind bewegt sich etwas

Mit der Mitte Januar in Kraft getretenen sogenannten Gemeindeöffnungsklausel fegt ein frischer Wind durch das Geschäft mit Windenergie. Bislang genossen die von der Regionalversammlung verabschiedeten Regionalpläne Vorrang vor den Entscheidungen der Kommunen. Mittlerweile gilt das nicht mehr. Kommunen dürfen nun neue Flächen für Windenergie ausweisen – entgegen den bestehenden Regionalplänen. Die Diskussion über die neuen Möglichkeiten ist derzeit in den Kommunen in vollem Gange. Durch die heute wesentlich effizienteren Anlagen ergeben sich neue Möglichkeiten für viele Kommunen, ihre Finanzen aufzubessern. Immerhin erzeugen moderne Anlagen drei bis vier Mal so viel Strom wie jene vor 10 Jahren. Auch in Projekte, die seit ein paar Jahren auf Eis lagen, kommt dadurch wieder Bewegung. Gut für die Region. Gut für die Energiewende. Und natürlich gut für Kommunen, die durch die neuen Einnahmemöglichkeiten ihren Bürgerinnen und Bürgern kommunale Dienstleistungen zur Daseinsvorsorge zur Verfügung stellen können – ohne beispielsweise die Grundsteuer dramatisch erhöhen zu müssen. Zudem, auch da ist sich Florian Grob sicher, hat sich spätestens mit dem Ukrainekrieg die Erkenntnis durchgesetzt, dass vor Ort produzierte Energie von Vorteil ist.

Wer sagt, dass ein Parkplatz nur fürs Parken taugt?

Wer zum Jahreswechsel öfter mal durch die Dammstraße in Bensheim fuhr, erinnert sich an größere Baumaßnahmen auf dem Gelände des Mitarbeiterparkplatzes der GGEW. Nach fast zwei Monaten Baustelle nun die gute Nachricht: Das Warten hat sich gelohnt. Denn seit Januar ist der Mitarbeiterparkplatz nicht nur überdacht, er produziert auch seinen eigenen Strom aus 792 PV-Modulen mit einer Gesamtleistung von 293 Kilowattpeak. Das ist deutlich mehr, als die 16 Wallboxen auf dem Parkplatz benötigen. Deshalb werden die überschüssigen Strommengen an das benachbarte Basinus-Bad weitergeleitet – grüner Strom, der Bensheims beliebtem Hallenbad noch mehr Attraktivität verleiht. Auch das ist im Sinne der Nachhaltigkeit und einer erfolgreichen Energiewende. Je mehr bereits versiegelte Flächen bestmöglich für die Erzeugung von grünem Strom genutzt werden, desto besser. Derartige Doppelnutzungen sind wirtschaftlich, effizient und tragen darüber hinaus zur Entlastung der Stromnetze bei. So wie in diesem Fall durch den unmittelbaren Verbrauch des Stroms an dem Ort, an dem er erzeugt wird. „Als GGEW sind wir der regionale Experte für solche Projekte und dienen gerne als Ansprechpartner für interessierte Unternehmen mit ungenutztem Flächenpotenzial“, stellt Florian Grob klar. Kein Zweifel, wenn man genauer hinschaut, wird man sicher eine Menge ungenutzter Flächen ausmachen können, die hervorragend geeignet sind, zur Erzeugung von grünem Strom mittels PV-Anlage beizutragen. Es lohnt sich, auch aus unternehmerischer Sicht, diese verborgenen Schätze zu heben. „Grüner Strom wird nicht nur in der Mobilitätswende eine große Rolle spielen, sondern auch in der Wärmewende. Deshalb müssen wir uns Gedanken machen, wo wir strategisch kluge Standorte finden und für die Erzeugung nutzen“, konstatiert Grob.

Blaupause für kreative Lösungen

Die Doppelnutzung des Mitarbeiterparkplatzes der GGEW umgesetzt hat das Team der Energiedienstleistungen bei der GGEW AG. Dort sieht man das Projekt vor der eigenen Haustür als Pilotprojekt für zahlreiche andere Firmenparkplätze und ungenutzte Freiflächen nicht nur in Bensheim. Man bietet jedem Interessenten, der mit einem ähnlichen Vorhaben auf die Kolleginnen und Kollegen zukommt, ein Rundum-Dienstleistungspaket an. Von der Qualität der Umsetzung kann sich jeder überzeugen, der in diesen Tagen durch die Dammstraße fährt. Sie wird, da sind wir uns sicher, als Blaupause dienen